Berlin, 21. Februar 2024 // Zwei Jahre nach dem Einmarsch Russlands gerät die humanitäre Lage in der Ukraine zunehmend aus dem Blickfeld. Fast täglich sterben Zivilisten bei Luftangriffen, die Infrastruktur wird gezielt zerstört. „Die Folgen werden noch Generationen spüren“, warnt Martin Keßler, Leiter der Diakonie Katastrophenhilfe. Für humanitäre Hilfe und den Wiederaufbau brauche es einen langen Atem und Spenden. Das Spendenergebnis sei auch 2023 gut gewesen, aber nur ein Bruchteil dessen, was noch 2022 gespendet wurde.
Tägliche Luftalarme
Die Angriffe auf ukrainische Ortschaften und Infrastruktur haben seit Ende vergangenen Jahres zugenommen. „Wir erleben fast täglich Luftalarme und Menschen müssen stundenlang in Luftschutzkellern bleiben“, beschreibt Andrij Waskowycz, Büroleiter der Diakonie Katastrophenhilfe in Kiew, die Lage. Leider sei das schon Normalität und man gewöhne sich an den Krieg. „Aber die Menschen dürfen sich keine Kriegsmüdigkeit leisten. Und wir dürfen nicht müde werden zu helfen“, betont Waskowycz.
Großer Hilfsbedarf
Rund 17 Millionen Menschen sind auf Hilfe angewiesen, mehr als drei Millionen sind innerhalb der Ukraine vertrieben. Der Bedarf an sicherem Wohnraum ist immens. „Hinzu kommt, dass vor allem Ältere ihr Zuhause im Osten nicht verlassen können oder wollen, weil es ihre anvertraute Heimat ist. Wenn Teams unserer Partnerorganisation East SOS sie evakuieren, bringen sie die Menschen in nahe Notunterkünfte, oder sie reparieren beschädigte Häuser vor Ort. Beides ist riskant, aber dringend notwendig“, erklärt Waskowycz. Tausende Menschen konnte der Partner East SOS in den vergangenen Jahren evakuieren.
Integration erleichtern
Mehr als sechs Millionen Menschen haben in europäischen Staaten Schutz gesucht. „Dank unserer Partnerorganisationen, den Diakonieverbänden und unseren kirchlichen Netzwerken wie der ACT Alliance können wir Hilfe in Ländern wie Polen, Rumänien oder der Republik Moldau leisten“, sagt Martin Keßler, Leiter der Diakonie Katastrophenhilfe. Dort werden Geflüchtete bei der Suche nach Unterkünften unterstützt, erhalten Bargeldhilfen oder belegen Sprach- und Ausbildungskurse zur leichteren Integration. „Auch hier in Deutschland helfen zahlreiche kleine Projekte in diakonischen Verbänden bei der Integration von Geflüchteten. Jederzeit könnten wieder mehr Menschen fliehen, wenn sich das Kräfteverhältnis im Krieg ändert. Darauf müssen wir vorbereitet sein“, betont Martin Keßler.
Wachsende Gefahr durch Landminen
Zudem sei eine baldige Rückkehr für Menschen aus der Ostukraine riskant. „Landminen stellen eine wachsende Gefahr dar“, so Keßler, der Anfang Februar im Osten der Ukraine war. „Ich habe Dorfbewohner getroffen, die im Winter frieren müssen, weil sie den Wald neben ihrem Haus wegen der Landminengefahr nicht betreten können, um Feuerholz zu schlagen.“ Die Partnerorganisation DanChurchAid leiste vor Ort wichtige Aufklärung über Landminen, doch eine umfängliche Räumung wird Jahrzehnte dauern. „Eine Fläche halb so groß wie Deutschland ist vermint. Es braucht Frieden für eine sichere Räumung. Und im Krieg braucht es die Verpflichtung der Kriegsparteien, den Einsatz von Landminen zumindest zu begrenzen. Von beidem ist man weit entfernt“, sagt Keßler.
Weiterhin Unterstützung für Ukrainehilfe nötig
Laut einer repräsentativen Umfrage von YouGov im Auftrag der Diakonie Katastrophenhilfe hat rund ein Drittel der Menschen in Deutschland bereits für die Ukraine gespendet. Rund die Hälfte von ihnen kann sich vorstellen, dies auch in Zukunft weiterhin zu tun. „Die Menschen verstehen die Tragweite dieses Krieges, geraten aber durch viele andere Krisenherde weltweit und die angespannte wirtschaftliche Lage in Deutschland an Grenzen. Umso mehr honoriere ich die Tatsache, dass wir im vergangenen Jahr 4,6 Millionen Euro Spenden für die Ukrainehilfe bekommen haben. Das ist zwar ein Bruchteil dessen, was wir noch 2022 erhalten haben, aber es sichert die Hilfe ab, mit der wir bisher knapp 770.000 Menschen erreicht haben. Ich bin zuversichtlich, dass wir weiterhin auf diese starke Unterstützung unserer Spenderinnen und Spender zählen können“, sagt Martin Keßler.
Die Diakonie Katastrophenhilfe bittet um Spenden:
Diakonie Katastrophenhilfe, Berlin
Evangelische Bank
IBAN: DE68 5206 0410 0000 5025 02
BIC: GENODEF1EK1
Stichwort: Ukraine-Krise
Online unter: www.diakonie-katastrophenhilfe.de/spenden/
Hinweis für Redaktionen:
Martin Keßler, Leiter der Diakonie Katastrophenhilfe, und Andrij Waskowycz, Büroleiter der Diakonie Katastrophenhilfe in der Ukraine, stehen für Interviews zur Verfügung. Für Anfragen wenden Sie sich bitte an die Pressestelle:
Tommy Ramm - Pressesprecher, Tel.: 030 65211 1225, 0162 2553859
tommy.ramm@diakonie-katastrophenhilfe.de