Als Seelsorger*innen sind wir an den Lebensgeschichten von Menschen interessiert. Sie können als Kraftquelle für den Umgang mit schwierigen Lebenssituationen dienen. Eine Lebensgeschichte beginnt in der Kindheit und entwickelt sich im Laufe des Lebens eines Menschen. Es reicht nicht aus, Lebensgeschichten nur aus einer zeitlichen Perspektive zu betrachten. Menschen konstruieren ihre Lebensgeschichten im Dialog mit bestimmten Räumen und Orten. Diese Dimensionen stehen im Mittelpunkt unseres Seminars.
Gleichzeitig stellen wir uns die Frage, wo sich die Seelsorger*innen selbst verorten. Wenn sie für eine Organisation arbeiten, nehmen sie eine bestimmte soziale Position innerhalb dieser Organisation ein. Auch ihre soziale Position innerhalb ihrer Glaubenstradition spielt eine Rolle für ihre berufliche Praxis.
Seelsorger*innen und die Menschen, die sie begleiten, verorten sich in bestimmten Netzwerken. Diese Netzwerke können einen interkulturellen und interreligiösen Charakter haben. Auch virtuelle Netzwerke spielen eine Rolle bei der Identitätsfindung. Welche Rolle können Seelsorger*innen in Netzwerken spielen?
Ein weiteres Thema ist die Bewegungsfreiheit von Menschen. Wie sieht die eigene Migrationsgeschichte aus, war sie frei oder erzwungen? Wie wird Migration von dekolonialen Prozessen bestimmt? Wie gehen Seelsorger*innen selbst mit Migrationserfahrungen um? Wie kann die Bewegung von einem Ort zum anderen spirituell gedeutet werden?
Manche Orte sind emotional positiv besetzt, können einen sakralen Charakter haben, können Erfahrungen von Gemeinschaft ermöglichen. Andere Orte können uns an Trauer, Abschied, Verwirrung oder Gewalt erinnern. Wie bringen Seelsorger*innen die verschiedenen Orte in einen Dialog?
Die gesamte Schöpfung, der Kosmos, ist ein Raum, in dem man sich verorten kann. Wie können Seelsorger*innen diese Art der Verortung stärken, so dass eine Verbindung zur Natur gefunden werden kann?
Schließlich möchten wir auch erkunden, wo genau Seelsorger*innen sich aufhalten sollten, damit sie die Menschen erreichen können, die ihre Unterstützung brauchen. Und wie schaffen Seelsorger*innen einen Raum, in dem Menschen sich in einem sicheren Rahmen äußern können?