„Ich hatte mit allem gerechnet, nur nicht mir Kerzen und Gebeten“ – so fasste ein bewaffneter Stasi-Mitarbeiter zusammen, was ihm durch Kopf und Herz ging als er 1989 vor der Leipziger Kirche DDR-Bürger*innen der friedlichen Revolution begegnete, die schließlich zum Fall der innerdeutschen Mauer führte; er konnte sie einfach nicht gewaltsam abführen oder zusammenschlagen.
Für den Frieden eine Kerze entzünden und beten - seit vielen Jahren gibt es im Rhein-Main-Gebiet dazu eine gute Tradition. Zehn große Friedenskerzen werden dieses Jahr wieder in einem ökumenischen Gottesdienst am Antikriegstag (1. September) um 19 Uhr im Frankfurter Dom in zahlreiche katholische, evangelische und freikirchliche Gemeinden ausgesendet, um in Friedensgebeten bis zum Buß- und Bettag (22. November) zu brennen.
Dieses Jahr steht die Wanderfriedenskerzen-Aktion unter der Überschrift: „Frauen brauchen Frieden – Frieden braucht Frauen“. Natürlich sind es nicht nur Frauen, die Frieden brauchen, aber vor allem sind es Frauen, die spüren, dass Frieden mehr ist als nur die Abwesenheit von bewaffnetem Kampf und Krieg. Nicht nur im Krieg gegen die Ukraine ist zu sehen, dass vor allem Frauen mit Kindern und alten Angehörigen auf der Flucht sind. Und wenn Mädchen oder Frauen in solchen Konflikten fliehen, sind sie stärker gefährdet als Männer; viele von ihnen werden durch ihre Erfahrungen während solcher Extremsituationen lebenslang traumatisiert.
Gleichzeitig sind es oft gerade die Frauen, die in zerstörten Gebieten das Überleben der Zurückgebliebenen sichern, Alte und Kranke versorgen oder Bildung für Kinder organisieren – hoffentlich auch eine Erziehung zur gewaltfreien Konfliktlösung; oft haben Frauen eine andere Perspektive und alternative Vorschläge zur Streitschlichtung. So sind Frauen nicht nur passive Opfer von Gewalt und Krieg, sondern auch aktive Friedensstifterinnen.
Herzliche Einladung zu diesem Gottesdienst und dem Gebet um Frieden sowie zur Pax-Christi-Ausstellung „Frauen geben Frieden ein Gesicht“ in der Bockenheimer Frauenfriedenskirche bis zum 17. September (Eintritt frei)