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Evangelischer Gruß zum Ramadan: Gemeinsam für den Frieden werben

Es hat Tradition: Anlässlich des Beginns des muslimischen Fastenmonats Ramadan am Wochenende schreiben die Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Beate Hofmann, sowie der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Volker Jung, Vertretern islamischer Verbände. Sie bedrückt: Frieden ist ein großes Thema der Religionen - in der Öffentlichkeit stehen Glaubensgemeinschaften aber oft für Konflikte.

Eine Moschee steht neben einer alten Kirche in Mannheim

Moschee und Kirche, Seite an Seite in Mannheim

Am 2. April beginnt in diesem Jahr der Ramadan. Aus diesem Anlass haben die Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Beate Hofmann, sowie der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Volker Jung, Vertretern islamischer Verbände und Gemeinden in einem gemeinsamen Schreiben Grüße zum Fastenmonat übermittelt. In dem Brief erklären  die beiden Leitenden Geistlichen, dass der Einmarsch russischer Truppen in der Ukraine gezeigt habe, wie brüchig das friedliche Zusammenleben in Europa sei. Umso mehr sollten die Religionen ihr Potenzial, zum Frieden beizutragen, betonen.

Religionen für Frieden statt Ausgrenzung

In der Öffentlichkeit würden Religionen oft als Ursache für Konflikte dargestellt, heißt es in dem Brief. „Umso mehr braucht es gemeinsame Initiativen, Impulse und Signale von den Religionsgemeinschaften, um diese öffentliche Wahrnehmung zu korrigieren und unseren Beitrag zum friedlichen Zusammenleben zu leisten“, so Hofmann und Jung. Dabei seien nicht nur die „großen politischen Zusammenhänge“, sondern auch „die kleineren und größeren Konflikte in der Gesellschaft“ in den Blick zu nehmen. Beide appellieren: „Wir können viel einbringen, wenn wir unsere religiösen Quellen zur Sprache bringen und uns an ihnen orientieren. Hier sind die Akzente eindeutig: Vergebung statt Vergeltung, Barmherzigkeit und Gnade statt Rache, Recht statt Unrecht, Solidarität und gerechter Frieden statt Ab- und Ausgrenzung.“

Hintergrund Ramadan

Der Fastenmonat Ramadan ist tief im Islam verwurzelt. Er gilt als Gebot Gottes und ist eine der fünf Glaubenssäulen des Islam. Mit dem Ramadan verbinden sich im religiösen Jahreskreis die wichtigsten Feste, wie das große Fastenbrechen zum Ende der etwa vierwöchigen Zeit. Gläubige sind im Monat Ramadan aufgerufen, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang auf Essen, Trinken, Rauchen und Geschlechtsverkehr zu verzichten. Nach Eintritt der Dunkelheit wird in oft großen Feiern das Fastenbrechen zelebriert. Kinder und alte oder kranke Menschen sowie Schwangere sind vom Fasten ausgenommen. In diesem Jahr beginnt der Ramadan am 2. April und dauert bis 2. Mai. Da er nach dem Mondkalender berechnet wird, der nur 354 Tage umfasst, verschiebt er sich jedes Jahr um etwa zehn Tage gegenüber dem üblicherweise heute genutzten Sonnenkalender. Weltweit bekennt sich etwa eine Milliarde Menschen zum Islam. In Deutschland leben nach einer Studie des Bundesinnenministeriums etwa viereinhalb Millionen Muslime. 

Das Schreiben im Wortlaut:

Ende Februar haben wir in Europa mit Schrecken feststellen müssen, welche Bedrohungen von kriegerischen Auseinandersetzungen ausgehen, die vor der eigenen Haustür stattfinden. Der Einmarsch der russischen Truppen in die Ukraine hat gezeigt, wie brüchig und gefährdet das friedliche Zusammenleben auch auf unserem Kontinent ist. Krieg war für viele unvorstellbar. Jetzt werden Menschen in der Ukraine getötet; andere sind auf der Flucht oder verharren in ihren Dörfern und Städten. Viele Menschen haben große Angst vor einer Ausweitung des Krieges. Vor und mit diesen Ereignissen feiern Sie und Ihre Glaubensgeschwister den Fastenmonat Ramadan.

In diesem Jahr werden die Gebete im Ramadan sicher ganz besonders Gebete um Frieden in der Ukraine und in Europa und auf der ganzen Welt sein. In unseren Kirchen haben wir spontan zu Friedensgebeten aufgerufen. Mitte März haben wir eine Konferenz zu dem Thema „Die Friedenspotentiale in den Religionen“ durchgeführt. In der öffentlichen Meinung werden dagegen Religionen oft als Ursache von Konflikten wahrgenommen. Umso mehr braucht es gemeinsame Initiativen, Impulse und Signale von den Religionsgemeinschaften, um diese öffentliche Wahrnehmung zu korrigieren und unseren Beitrag zum friedlichen Zusammenleben zu leisten. Dabei sind es nicht nur die großen politischen Zusammenhänge, die wir als gläubige Menschen in den Blick nehmen sollten, sondern auch die kleineren und größeren Konflikte in unserer Gesellschaft.

Wir können viel einbringen, wenn wir unsere religiösen Quellen zur Sprache bringen und uns an ihnen orientieren. Hier sind die Akzente eindeutig: Vergebung statt Vergeltung, Barmherzigkeit und Gnade statt Rache, Recht statt Unrecht, Solidarität und gerechter Frieden statt Ab- und Ausgrenzung.

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen von Herzen einen gesegneten und friedlichen Ramadan.

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