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Verunglimpfung von Holocaust-Opfern auf „Hygiene-Demos“

Evangelische Kirche in Hessen und Nassau appelliert an Städte und Kommunen im gesamten Kirchengebiet.

Auf dem Bild sieht man einen zerknüllten Mund-Nasen-Schutz auf dem Boden liegen.

Bei "Hygiene-Demos" bleibt einiges auf der Strecke.

Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung hat am Dienstag gemeinsam mit der Stellvertretenden Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf an die kommunalen Spitzenverbände und elf Oberbürgermeisterinnen und Oberbürgermeister im Kirchengebiet appelliert, das zunehmende öffentliche Tragen von T-Shirts mit nachgebildeten Davidssternen zu verbieten.

Judensterne auf „Hygiene-Demos“

Die Motive waren zuletzt vermehrt auf sogenannten Hygiene-Demos von Gegnern der Corona-Einschränkungen zu sehen. In einem Brief an die politisch Verantwortlichen schrieben Jung und Scherf, dass sich dabei Demonstrationsteilnehmende als „Opfer“ von vermeintlich „diktatorischen“ staatlichen Maßnahmen inszeniert und dazu auf ihrer Kleindung einen Davidstern getragen hätten. Er sei dem NS-Symbol eines „Judensterns“ eng nachempfunden.

NS-Motive in aller Öffentlichkeit

Bei den Kundgebungen seien zuletzt auch weitere Motive aus der NS-Diktatur gezeigt worden, wie etwa „eine unerträgliche Stilisierung des Eingangsportals des NS-Konzentrationslagers Ausschwitz mit den Worten „Impfen macht frei“. Auch die Verwendung eines Bildes von Anne Frank als Protest gegen ein häusliches „Eingeschlossen-Werden“ sei mit dem zynischen Satz versehen worden „Anne Frank wäre heute bei uns“.

Verbote endlich erlassen

Wörtlich heißt es in dem Brief: „Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau verurteilt diese unerträgliche Verunglimpfung von Opfern des Holocaust auf das Schärfste. Wir fordern, das Tragen solcher Motive auf Demonstrationen zu verbieten.“ Jung und Scherf baten Städte und Gemeinden, „dass im jeweiligen Zuständigkeitsbereich ein solches Verbot erlassen wird – wie dies etwa die Stadt München bereits getan hat, indem sie untersagt hat, den NS-Symbolen nachgeformte Davidssterne zu tragen“.

Nazi-Diktatur verharmlost

Im Brief wird auch ausgeführt, dass bei aller Meinungs- und Demonstrationsfreiheit nicht hingenommen werden könne, dass das Andenken an die Opfer des Holocaust zu derartigen „zynischen Inszenierungen“ im Protest gegen angebliche „diktatorische“ Maßnahmen des Staates instrumentalisiert wird. Dadurch würden deren entsetzliches Leiden bagatellisiert und die Verbrechen der Nazi-Diktatur verharmlost.

Öffentliches Zeichen setzen

An die in den Kommunen politisch Verantwortlichen wird in dem Schreiben abschließend appelliert: „Tragen Sie bitte mit dazu bei, ein starkes öffentliches Zeichen zu setzen, dass in den Städten und Gemeinden in unserem Land die Würde der Holocaustopfer geschützt und gegen zynische Instrumentalisierungen verteidigt wird.“

 

Hintergrund zum Brief

Die hessen-nassauische Kirche hatte sich zuletzt mehrfach deutlich gegen den zunehmenden Antisemitismus in der Gesellschaft gewandt und angemahnt, dass dies nicht hinnehmbar sei. Das jüngste Schreiben ging an die Oberbürgermeisterinnen und Oberbürgermeister der hessischen und rheinland-pfälzischen Städte Frankfurt, Offenbach, Wiesbaden Darmstadt, Bad Homburg, Gießen, Rüsselsheim Mainz, Worms, Bingen Lahnstein und Ingelheim sowie die Präsidenten beziehungsweise Vorsitzenden der Kommunalen Spitzenverbände in Hessen und Rheinland-Pfalz. Das Gebiet der hessen-nassauischen Kirche erstreckt sich über Teile der Bundesländer Hessen und Rheinland-Pfalz.

 

Wortlaut des Briefes

„… In der letzten Zeit war auf unterschiedlichen Demonstrationen von Gegnern der staatlichen Einschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie zu sehen, dass sich Teilnehmende als „Opfer“ von aus ihrer Sicht „diktatorischen“ staatlichen Maßnahmen ansehen und inszenieren. Dazu zählt vor allem das Tragen eines Davidsterns, der mit der Inschrift „Ungeimpft“ dem NS-Symbol eines „Judensterns“ nachempfunden wurde.

Aber auch andere Motive aus der NS-Diktatur wurden gezeigt, wie etwa eine unerträgliche Stilisierung des Eingangsportals des NS-Konzentrationslagers Ausschwitz mit den Worten „Impfen macht frei“. Oder die Verwendung eines Bildes von Anne Frank als Protest gegen ein häusliches „Eingeschlossen-Werden“ mit dem zynischen Satz: „Anne Frank wäre heute bei uns“.

Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau verurteilt diese unerträgliche Verunglimpfung von Opfern des Holocaust auf das Schärfste. Wir fordern, das Tragen solcher Motive auf Demonstrationen zu verbieten. Wir bitten Sie dringend, für Ihren Zuständigkeitsbereich ein solches Verbot zu erlassen – wie dies etwa die Stadt München bereits getan hat, indem sie untersagt hat, den NS-Symbolen nachgeformte Davidssterne zu tragen.

Bei aller Meinungs- und Demonstrationsfreiheit kann nicht hingenommen werden, dass das Andenken an die Opfer des Holocaust zu derartigen zynischen Inszenierungen im Protest gegen angebliche „diktatorische“ Maßnahmen des Staates instrumentalisiert wird, wodurch deren tatsächliches entsetzliches Leiden bagatellisiert und die Verbrechen der Nazi-Diktatur verharmlost werden.

Tragen Sie bitte mit dazu bei, ein starkes öffentliches Zeichen zu setzen, dass in den Städten und Gemeinden in unserem Land die Würde der Holocaustopfer geschützt und gegen zynische Instrumentalisierungen verteidigt wird.

Wir danken Ihnen sehr für Ihre Aufmerksamkeit für unser Anliegen.“

via EKHN

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