Am Samstag, den 14. Juni 2025, fand im Katholischen Regionalhaus KA.RE in Marburg ein bedeutender Studientag unter dem Titel „Norm und Vielfalt – 1700 Jahre Glaubensbekenntnis von Nizäa“ statt. Die Veranstaltung wurde gemeinsam von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Hessen-Rheinhessen e.V. und der ACK Marburg ausgerichtet. Anlass war das 1700-jährige Jubiläum des Konzils von Nizäa im Jahr 325 n. Chr., das als erstes Ökumenisches Konzil in die Kirchengeschichte eingegangen ist – eine wegweisende Versammlung, die maßgeblich zur Formulierung grundlegender christlicher Bekenntnisse beitrug.
Ein gut besuchter Tagungsort mit geistlichem Auftakt
Mit rund 100 Teilnehmenden war der Saal des KA.RE-Hauses bis auf den letzten Platz gefüllt – ein eindrucksvolles Zeichen für das große ökumenische Interesse an diesem historischen Thema. Nach der Begrüßung durch Pfarrer Dr. Jörg Bickelhaupt, Vertreter der ACK Hessen-Rheinhessen und des Zentrums Oekumene, eröffnete Dr. Burkhard von Dörnberg, evangelischer Dekan in Marburg, den Tag mit einem geistlichen Impuls.
Fachliche Vertiefung durch renommierte Theologinnen und Theologen
Den inhaltlichen Auftakt übernahm Prof. Dr. Jennifer Wasmuth von der Universität Göttingen. In ihrem Vortrag bot sie eine fundierte kirchen- und dogmengeschichtlichen Analyse des Nizänischen Bekenntnisses sowie der Positionen des Arius und der Nizänischen Orthodoxie am Beispiel des Athanasius.
Anschließend erweiterte Prof. Dr. Joachim Negel von der Universität Fribourg (Schweiz) die Perspektive um eine fundamentaltheologische Reflexion: Er erläuterte die bleibende Relevanz der christologischen Aussagen des Konzils von Nizäa – nicht nur für die damalige Zeit, sondern auch für heutige ökumenische Verständigung und kirchliche Identität.
Breites Meinungsspektrum auf dem Podium
Nach einer kurzen Pause moderierte Prof. Dr. Karl Pinggéra (Philipps-Universität Marburg) eine Podiumsdiskussion, die die Vielfalt christlicher Perspektiven zum Thema „Bekenntnisse“ sichtbar machte. Neben den beiden Hauptreferierenden diskutierten:
- Prof. Dr. Andreas Heiser, Rektor der Theologischen Hochschule Ewersbach (Bund Freier Evangelischer Gemeinden),
- Pfarrer Dr. Ovidiu Ioan von der Rumänisch-Orthodoxen Kirchengemeinde Kassel.
Das Podium war geprägt von einem offenen, respektvollen Austausch zwischen den Konfessionen – evangelisch-landeskirchlich, römisch-katholisch, freikirchlich und orthodox. Besonders deutlich wurde dabei, wie grundlegend das Konzil von Nizäa für die unterschiedlichen Bekenntnistraditionen bis heute ist – und zugleich, wie vielfältig diese Traditionen im gelebten Glauben Ausdruck finden.
Ein gelungener Tag voller ökumenischer Begegnung
Die zahlreichen positiven Rückmeldungen aus dem Publikum bestätigten den großen inhaltlichen Gewinn und das hohe Niveau der Veranstaltung. Die Vorträge sowie die Podiumsdiskussion wurden mit anhaltendem Applaus gewürdigt – Ausdruck der Wertschätzung für die fachliche Tiefe, Verständlichkeit und ökumenische Offenheit der Beiträge.
Den würdigen Abschluss bildete ein ökumenischer Gottesdienst in der nahegelegenen Kirche St. Peter und Paul, den die Teilnehmenden gemeinsam mit der örtlichen Gemeinde feierten – ein lebendiger Ausdruck des geistlichen Miteinanders, das auch das Konzil von Nizäa in seiner ursprünglichen Intention geprägt hat: Glaube in Gemeinschaft zu denken und zu bekennen.