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Neuer freiwilliger Wehrdienst ist Täuschungsmanöver

Evangelische Experten kritisieren Start am 1. September scharf

Logo der Kampagne "unter 18 nie - keine Minderjaehrigen in der Bundeswehr"

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Die hessen-nassauische Friedenspfarrerin Sabine Müller-Langsdorf und der Referent für Friedensbildung im Frankfurter Zentrum Oekumene, Wolfgang Buff, haben die Einrichtung eines freiwilligen Wehrdienstes zum Heimatschutz für Minderjährige bei der Bundeswehr am Montag in Frankfurt scharf kritisiert. Unter anderem sehen sie im möglichen Dienst an der Waffe für unter 18-Jährige ein „Täuschungsmanöver  zur Rekrutierung von militärischem Nachwuchs“, so Müller-Langsdorf. Ab 1. September können Jugendliche ab 17 Jahren einen zwölfmonatigen speziellen freiwilligen Wehrdienst zum Heimatschutz ableisten.

Auch UN kritisiert Waffendienst für Minderjährige 

Die Bewerbung eines militärischen Freiwilligendienstes bei 17-Jährigen sowie die Rekrutierung von unter 18-Jähriger widerspricht nach Worten von Müller-Langsdorf auch „den Prinzipien der UN-Kinderrechtskonvention“. Der UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes, der die Einhaltung der UN-Kinderrechtskonvention überprüft, habe Deutschland bereits mehrmals aufgefordert, die Initiative einzustellen und das Rekrutierungsalter auf 18 Jahre zu erhöhen, so die Friedenspfarrerin. Sie sieht es zudem als ausgesprochen „unsensibel“ an, das neue Angebot  ausgerechnet am 1. September starten zu lassen, der auch der Gedenktag für die Opfer der Weltkriege sei. 

Bezahlter Dienst an Waffe ist kein Freiwilligendienst

Wolfgang Buff kritisierte die Wortwahl „freiwilliger Wehrdienst“ bei dem neuen Angebot, durch das die Bundeswehr an den Begriff „Freiwilligendienst“ anknüpfe und den positiv besetzen Ausdruck für das Engagement jüngerer Menschen  in sozialen Einrichtungen, ökologischen Projekten, und der internationalen und nationalen Friedens-und Versöhnungsarbeit ausnutze. Buff: „De facto geht es beim freiwilligen Wehrdienst aber um langfristige Nachwuchsgewinnung für die Bundeswehr und die Rekrutierung von Soldatinnen und Soldaten.  Mit den zivilgesellschaftlich aufgestellten Freiwilligendiensten hat der freiwillige Wehrdiensts nichts gemein.“  Er sei kein pädagogisch begleiteter Lerndienst, „sondern eine verkürzte militärische Ausbildung“. Zudem werde anstelle eines im Freiwilligendienst üblichen Taschengeldes beim freiwilligen Wehrdienst ein Sold von rund 1500 Euro gezahlt, der „das Ethos eines Freiwilligendienstes ad absurdum führt.“

Hessen-Nassau positioniert sich mit Friedenspapier

Müller-Langsdorf und Buff verwiesen auch auf die ein Positionspapier der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), das sich deutlich gegen die Rekrutierung Minderjähriger ausgesprochen habe. Das einstimmig von der Synode verabschiedete „Impulspapier Frieden“ vom November 2019 kritisiere auch die verstärkte Präsenz von Jugendoffizieren in Schulen. Es sollten auch Referenten aus der Friedensarbeit die Möglichkeit erhalten, ihre Standpunkte vor Schülerinnen und Schülern zu erläutern. Sie betonten zudem das Engagement der hessen-nassauischen Kirche in der friedenspolitischen Initiative „unter18nie“.

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