Wenn wir an Ägypten denken, fallen uns die Pyramiden ein, der Nil und mancher Urlaubsort am Roten Meer. Präsent sind auch noch die Ereignisse von 2011, als der sogenannte Arabische Frühling, das Land am Nil erreichte und zum Regierungswechsel führte. An christliche Kirchen denkt man weniger, auch wenn es immer wieder Berichte über Anschläge auf christliche Einrichtungen gab. Die letzten liegen zum Glück schon eine Weile zurück. Seit vielen Jahren gibt es eine starke Verbindung der EKHN zu evangelischen Christ*innen in Ägypten. Das Zentrum Oekumene pflegt Kontakte zur Koptischen Evangelischen Kirche in Ägypten, der Synod of the Nile.
Botschafter des Dialogs
Vermittelt und gepflegt wurden diese Kontakte vor allem durch Pfarrer Dr. Tharwat Kades. Geboren in der ägyptischen Kleinstadt Malawi und aufgewachsen in einer Familie, in der der koptisch evangelische Glaube gelebt wurde, beschloss er als Jugendlicher, Geistlicher zu werden. Nach seinem Studium an der evangelischen Hochschule in Kairo, wollte er in das Land Martin Luthers. In Heidelberg studierte er evangelische Theologie und Islamwissenschaft. Ab 1976 war er Gemeindepfarrer in Langen. 2008 wurde er zum Präsidenten der Koptisch-Evangelischen Kirche in Ägypten gewählt, seit 2011 ist er deren Vorsitzender des Rates für Ökumene und Dialoge. So ist sein Leben auch im Ruhestand geprägt vom ständigen Dialog zwischen Deutschland und Ägypten, zwischen Kulturen, Religionen und Konfessionen.
Anlässlich der Spende von 1000 Alltagsmasken für ägyptische Gemeinden sprach er mit Dr. Andreas Herrmann, Referent für interreligiösen Dialog mit dem Schwerpunkt Islam im Zentrum Oekumene.
Was ist die Koptische Evangelische Kirche?
Viele denken, koptisch bedeutet christlich. Aber, so Dr. Kades, das stimmt nicht, es ist nur ein anderes Wort für ägyptisch. Die Koptische Evangelische Kirche wurde 1854 durch Missionare aus Amerika und Schottland gegründet. Den größten Einfluss hatte deren Projekt einer Übersetzung der Bibel ins Arabische. Die Gründung von Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen gehörte zu den Hauptanliegen der Missionare. Die so entstandenen Schulen und Krankenhäuser waren immer offen für alle Ägypter*innen, nicht nur für Christ*innen.
Wie ist die Situation in Bezug auf die Corona-Pandemie in Ägypten?
Am Anfang der Pandemie gab es nur wenige Fälle. Inzwischen das Land stark betroffen. Auch wenn die Flughäfen zum 1. Juli ihren Betrieb wieder aufgenommen haben, warnt das Auswärtige Amt weiterhin vor nicht notwendigen, touristischen Reisen nach Ägypten. Die Infektionszahlen steigen seit dem Ende des Fastenmonats Ramadan deutlich an. Ämter und öffentliche Einrichtungen sind nur eingeschränkt tätig. Bildungseinrichtungen, Sportstätten, Parks und soziale Versammlungsorte sind geschlossen. Gastronomie und Geschäfte haben begrenzte Öffnungszeiten. An öffentlichen Orten muss ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden. Die Gesundheitseinrichtungen sind stark belastet, es gibt zu wenig Betten für Covid-19-Patienten in den Krankenhäusern und auch die Versorgung mit Medikamenten ist nicht ausreichend gewährleistet.
Dankbar für die Unterstützung
Dr. Tharwat Kades bedankt sich für die Unterstützung durch die EKHN und das Zentrum Oekumene. Für die Menschen vor Ort, nicht nur für evangelische Christ*innen, werden die Masken eine große Hilfe sein.