Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung hat nach der Eröffnung der NS-Gedenkstätte „Malyj Trostenez“ am 29. Juni 2018 in Weißrussland die Bedeutung einer gemeinsamen europäischen Erinnerungskultur hervorgehoben. „Wir brauchen in Deutschland und in Europa eine starke Erinnerungskultur, um eine gute Zukunft zu gestalten“, sagte der Leitende evangelische Theologe in Minsk. Jung war Teilnehmer einer Delegation mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und internationalen Gästen, die die Gedenkstätte in der Nähe der weißrussischen Hauptstadt eröffnete. Nach Worten Jungs braucht das Bekenntnis „nie wieder Krieg, nie wieder Verbrechen an der Menschlichkeit“ besondere Erinnerungsorte, „damit es nicht aus den Köpfen und Herzen der gegenwärtigen und der zukünftigen Generationen verschwindet“. Für ihn sei dies auch „eine wesentliche Perspektive christlichen Glaubens, der aus der Kraft des Friedens Gottes lebt und gerufen ist, diesen Frieden in Wort und Tat in dieser Welt zu bezeugen und zu leben“.
Hintergrund Malyj Trostenez
Malyj Trostenez war zwischen 1942 und 1944 die größte nationalsozialistische Vernichtungsstätte auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion. Sie ist – wie viele andere Orte dort – in Deutschland und Europa als Stätte von NS-Gräueltaten bisher wenig bekannt. Opfer waren vor allem belarussische, österreichische, deutsche und tschechische Juden, Zivilisten, Widerstandskämpfer und Partisanen. Die Zahl der Ermordeten geben Historiker mit mindestens 60.000, möglicherweise über 200.000 Menschen an. Mit der Reise der Delegation des Bundespräsidenten sollte der Opfer gedacht und die deutsche Öffentlichkeit auf diesen Ort aufmerksam gemacht werden.
Hessen-Nassau unterstützt Gedenkstätte
Vor vier Jahren wurde der Grundstein für die Gedenkstätte in „Malyj Trostenez“ gelegt. Die Initiative dafür ging von dem „Internationalen Bildungs- und Begegnungswerk“ (IBB) mit Sitz in Dortmund in Zusammenarbeit mit dem belarussischen Staat aus. Auch die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) unterstützt im Rahmen ihrer Versöhnungsarbeit die Gedenkstätte. Bei der Grundsteinlegung übergab Detlev Knoche vom Zentrum Oekumene für die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau und im Namen der Stadt Frankfurt eine Liste mit 1.007 namentlich bekannten Menschen jüdischer Abstammung, die in den Jahren 1941 und 1942 von Frankfurt nach Minsk deportiert wurden. Die hessen-nassauische Kirche beteiligte sich zudem mit 10.000 Euro am Aufbau der Gedenkstätte und mit weiteren Geldern etwa für ein Mahnmal in der weißrussischen Hauptstadt Minsk. Zudem wird seit drei Jahren die Begleitung und Versorgung ehemaliger NS-Opfer und Opfer des zweiten Weltkrieges in Minsk unterstützt. Insgesamt wurde der Bau des neuen Erinnerungsortes mit rund einer Million Euro aus Deutschland gefördert. Neben den Kirchen beteiligten sich unter anderem das Auswärtige Amt, Kommunen, die Bethe-Stiftung und der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge an der Finanzierung.
via EKHN