Unter dem Motto „Lasst uns unser Gewicht in die Waagschale legen!“ fand am 7. Mai 2025 auf dem Frankfurter Römerberg ein bewegendes multireligiöses Friedensgebet statt – einen Tag vor dem 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs in Europa.
Unter der Schirmherrschaft von Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg und mit Unterstützung des Amts für multikulturelle Angelegenheiten wurde die Veranstaltung von einem breiten Bündnis Frankfurter Religionsgemeinschaften gestaltet. Vertreterinnen und Vertreter unterschiedlichster Glaubensrichtungen – Christentum, Islam, Judentum, Sikhismus, Buddhismus, Hinduismus und Bahá'í – kamen zusammen, um gemeinsam ein kraftvolles Zeichen für Frieden und Zusammenhalt zu setzen.
In zahlreichen Sprachen – darunter Persisch, Arabisch, Deutsch, Schwedisch, Englisch, Hebräisch und Hindi – erklang am Ende des Gebets das Wort Frieden, das über den Römerberg hallte. Zu Beginn hatte Bürgermeisterin Eskandari-Grünberg zu einem „Applaus für unsere Stadt“ aufgerufen – für Frankfurts Offenheit gegenüber Religionen und Kulturen. Dieses Gebet, so betonte sie, stehe für das Miteinander.
Zentrale Elemente der Feier waren Gebete und Texte aus acht religiösen Traditionen. Sie riefen eindringlich dazu auf, das Engagement für Gerechtigkeit und Frieden fortzusetzen. Symbolträchtig wurde nach jedem Gebet ein Gewicht auf eine große Waage auf der Bühne gelegt – begleitet vom Blick auf den Justitia-Brunnen. Am Ende neigte sich die Waage, und das darauf platzierte Symbol einer Friedenstaube erhob sich.
Leah Frey-Rabine, jüdische Kantorin, erinnerte: „Aus jüdischer Tradition erhalten drei Dinge die Welt: Gerechtigkeit, Wahrhaftigkeit und Frieden.“ Andreas Goetze vom Zentrum Oekumene ergänzte: „Gerechtigkeit und Frieden sind zentral für alle Religionen. Wir dürfen uns nicht an die Konflikte in dieser Welt gewöhnen.“
Khushwant Singh vom Rat der Sikhi betonte: „Für uns ist entscheidend: Wir erkennen die Menschheit als eine Familie an.“ Gegen Ende der Feier lud er die Anwesenden dazu ein, sich einzuhaken und mit geschlossenen Augen zu spüren: „Neben mir steht ein Mensch – ganz gleich, welcher Religion er oder sie angehört.“
Michael Thurn, Leiter der Katholischen Stadtkirche Frankfurt, sagte im Vorfeld: „Gerade heute ist es wichtig, sich für Frieden starkzumachen. Dass wir dies im Herzen unserer Stadt tun, ist ein großartiges Zeichen des Zusammenhalts.“ Auch Susanna Faust-Kallenberg, Pfarrerin für interreligiösen Dialog, betonte: „Gerechtigkeit ist der Weg zur Versöhnung – und damit zur Grundlage für dauerhaften Frieden.“ Rabbiner Elishai Zizov rief dazu auf, gemeinsam im Gebet den Frieden zu bewahren.
Für Ömer Aslan, Imam der Abu Bakr Moschee, liegt die Kraft des Gebets in seiner Hoffnung: „Ein Gläubiger darf nie verzweifeln. Das Bittgebet für Frieden und Gerechtigkeit wird früher oder später Gehör finden.“ Auch Holger Kamlah, evangelischer Stadtdekan, erinnerte selbstkritisch an die Geschichte des Christentums, verwies aber zugleich auf das Friedensengagement etwa der internationalen Nagelkreuzgemeinschaft. „Ich bin dankbar, dass dieses multireligiöse Gebet am 7. Mai 2025 im Herzen Frankfurts stattfinden konnte“, so Kamlah.
Gemeinsames Zeichen für Frieden und Demokratie
Das Friedensgebet war bewusst am Vorabend des 8. Mai angesetzt – dem Tag, an dem sich das Ende des Zweiten Weltkriegs zum 80. Mal jährt. Der 8. Mai markiert das Ende von Zerstörung, Gewalt und dem Terror des Nazi-Regimes. Er steht für den Beginn von Demokratie und Menschenrechten in Deutschland.
Die Erinnerung an diesen historischen Wendepunkt, so waren sich alle Beteiligten einig, mahnt uns heute mehr denn je, Verantwortung zu übernehmen – für eine friedliche, gerechte und solidarische Gesellschaft.
Mitwirkende Religionsgemeinschaften und Institutionen
Abrahamisches Forum Deutschland e.V., Abu-Bakr-Moschee Frankfurt, Afghanischer Hindu Kulturverein Frankfurt, Alevitische Gemeinde Frankfurt, Bahá'í Gemeinde Frankfurt, Bosniakisches Kulturzentrum Frankfurt (IGBD), Evangelisches Stadtdekanat Frankfurt und Offenbach, Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Frankfurt, Katholische Stadtkirche Frankfurt, Jüdische Gemeinde Frankfurt, Rat der Religionen Frankfurt, Rat der Sikhi, Tibet-Haus Deutschland e.V., Zentrum Oekumene der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und von Kurhessen-Waldeck.