Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hat sich für einen neuen Aufbruch in der Ökumene ausgesprochen. „Genau das brauchen wir“, sagte Bedford-Strohm im südhessischen Bensheim im Konfessionskundlichen Institut der evangelischen Kirche. Dass die Christen „auf dem Weg zum ökumenischen Kirchentag in Frankfurt 2021 so große Fortschritte machen, dass auch eine wechselseitige eucharistische Gastfreundschaft möglich wird, ist jedenfalls nicht auszuschließen. Man darf ja träumen“, fügte der Theologe hinzu, der auch bayerischer Landesbischof ist.
Der Ökumenische Kirchentag (ÖKT) wird vom 12. bis 16. Mai 2021 gefeiert. Es ist das dritte Ökumene-Treffen dieser Art nach Berlin 2003 und München 2010.
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„Was wir jetzt jedenfalls erleben, ist eine 'Ökumene auf dem Weg'“, fügte Bedford-Strohm hinzu: „Ich bete darum, dass der Heilige Geist uns zugleich Beine macht und den nötigen Rückenwind gibt.“ Dass in Folge dieses Jahres „nach einem Auf und Ab und mancher Sorge um einen neuerlichen ökumenischen Stillstand“ am Ende doch auch konkrete Erleichterungen für die gemeinsame Eucharistie von konfessionsverschiedenen Ehen zwischen Katholiken und Protestanten möglich wurden, habe ihn sehr gefreut.
Erschreckende Bilder im Mittelmeer
Zugleich warb Bedford-Strohm für mehr Engagement der Kirchen beim Thema Einsatz für Flüchtlinge. Er habe in seiner Zeit als Bischof noch nie so viele zustimmende Mails, Facebook-Nachrichten und Briefe bekommen „wie seit meinem Besuch bei der 'Seawatch'-Crew in Sizilien und dem daran anschließenden Palermo-Appell“. Mit dem «Palermo-Appell» von Anfang Juni wurde ein kurzfristiger Verteilmechanismus für im Mittelmeer gerettete Bootsflüchtlinge gefordert. Bedford-Strohm hatte den Appell gemeinsam mit dem Bürgermeister von Palermo, Leoluca Orlando, veröffentlicht.
Christen unterstützen evangelisches Engagement
„Viele Menschen schreiben: endlich redet die Kirche nicht nur, sondern leistet konkrete Unterstützung! Oder: jetzt weiß ich wieder, warum ich Kirchensteuer zahle“, betonte der EKD-Ratsvorsitzende: „Natürlich haben wir im Hinblick auf unser Engagement für die Seenotrettung auch kritische Briefe bekommen. Aber, ganz anders als ich es erwartet hatte, ist die Zahl derer bei weitem größer, die uns ermutigen, nicht nachzulassen in unserem Engagement und auch den Impuls des Kirchentages nach der konkreten Beteiligung an der Bereitstellung eines Schiffes nachdrücklich aufzunehmen.“
Das Konfessionskundliche Institut wurde 1947 in Bensheim an der Bergstraße gegründet, wo es bis heute seinen Sitz hat. Es ist das ökumenewissenschaftliche Arbeitswerk der EKD und eine Einrichtung des Evangelischen Bundes. Die Arbeit des Instituts wird auch unterstützt von der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, der Evangelischen Landeskirche in Baden und der Evangelischen Kirche der Pfalz. Das Ökumene-Institut agiert als unabhängige Beratungsinstanz für evangelische Institutionen in allen Fragen der Ökumene. Es will damit sowohl zur ökumenischen Verständigung als auch zur Konturierung des evangelischen Profils beitragen.