Wir haben zusammen gesungen, gebetet, in verschiedenen liturgischen und spirituellen Traditionen gefeiert. Wir haben Freunde getroffen und neue Kontakte geknüpft. Wir haben diskutiert und auch gestritten. Bereichert und angeregt von der bunten Vielfalt unseres christlichen Glaubens und den herausfordernden Worten der 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen sind die Delegierten, Berater und Gäste nun wieder auf den Weg nach Hause.
Der letzte Tag der Vollversammlung war geprägt von den Geschäftssitzungen der Delegierten am Vormittag und dem abschließenden Gottesdienst. In den Plenen standen alle Dokumente, die in den vergangenen Tagen in vielen Sitzungen der Komitees, den Ökumenischen Gesprächen und nach ersten Diskussionen in Plenarsitzungen erarbeitet wurden zur abschließenden Abstimmung. Die Annahme erfolgte im Konsensverfahren: mit der orangenen Karte signalisierte man Zustimmung und mit der blauen Karte Bedenken oder Ablehnung. Wenn es nur noch wenige blaue Karten gab, bekamen diese Delegierten nochmal die Möglichkeit das Wort zu ergreifen. Wurde das Wort nicht ergriffen, wurde dies von Seiten der Sitzungsleitung wie eine Enthaltung gewertet und das Dokument war angenommen.
„A Call to Act Together“ – die Botschaft der Vollversammlung
Jede Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen hat eine Botschaft veröffentlicht, um die Erfahrungen der Vollversammlung und den inspirierenden Charakter ihrer Arbeit zu vermitteln. Sie richtet sich an die Gemeinden in allen Mitgliedskirchen und an die Öffentlichkeit. Alle sind durch die Liebe Christi zu Umkehr, Versöhnung und Gerechtigkeit angesichts von Krieg, Ungleichheit und Sünden gegen die Schöpfung aufgerufen.
Public Statements der Vollversammlung
Zu verschiedenen Themen die von Mitgliedskirchen eingebracht und als Themen von Öffentlicher Angelegenheit (public issues) betrachtete wurden, erarbeitete ein Komitee während der Vollversammlung Positionspapiere, aus denen sich dann auch die Aufgaben für den neuen Exekutivausschuss ableiten. Am letzten Sitzungstag entschieden die Delegierten im Plenum darüber.
Kontrovers waren die Debatten über das Statement zum Krieg Russlands gegen die Ukraine und zum Nahen Osten. Das Statement “War in Ukraine, Peace and Justice in the European Region” spricht eindeutig von einer russischen Invasion und fährt fort „This Assembly strongly affirms the position expressed by the central committee and denounces this illegal and unjustifiable war. … War is incompatible with God’s very nature and will for humanity and against our fundamental Christian and ecumenical principles, and accordingly reject any misuse of religious language and authority to justify armed aggression and hatred.” Zugleich betont die Vollversammlung aber auch die Notwendigkeit Plattformen für den Dialog zur Verfügung zu stellen. Ein möglicher Ausschluss der Russisch-Orthodoxen Kirche aus dem ÖRK war kein Thema.
Bereits in der Vorbereitungen zur Vollversammlung hatten Mitgliedskirchen des ÖRK aus Afrika, Europa, dem Nahen Osten und Nordamerika die Situation im Nahen Osten und vor allem im Westjordanland, dem Gazastreifen und Ost-Jerusalem auf die Tagesordnung gesetzt. Aus Südafrika lag zudem zur Vollversammlung ein Antrag vor, Israel zu einem Apartheidstaat zu erklären. Über die Formulierungen in dem Abschlussdokument wurde in den Plenar- und Redaktionssitzungen während der Vollversammlung sehr kontrovers diskutiert. Auslandsbischöfin Petra Bosse-Huber fand dazu im Plenum deutliche Worte: „Aber, das sage ich an dieser Stelle in aller Deutlichkeit, als Leiterin der EKD-Delegation: Wir werden von Israel nicht als einem Apartheidstaat sprechen.“ Dies hat im Abschlussdokument seinen Niederschlag gefunden: “Within this Assembly, some churches and delegates strongly support the utilization of this term as accurately describing the reality of the people in Palestine/Israel and the position under international law, while others find it inappropriate, unhelpful and painful. We are not of one mind on this matter.” Zugleich wird in dem Statement das Existenzrecht Israels als souveräner Staat sowie seine legitimen Sicherheitsinteressen anerkannt. “At the same time, we affirm the right of the Palestinians for self-determination and that the Israeli occupation of the Palestinian territories since 1967, as well as settlement construction and expansion in the occupied territories, is illegal under international law and must be ended.”
Link zum Dokument “Seeking Justice and Peace for All in the Middle East”
Diese doppelte Solidarität ist auch der Grundgedanke des Dokumentes „Israel – Palästina. Leitgedanken und erläuternde Thesen“ das 5 Landeskirchen im Vorfeld der Vollversammlung veröffentlicht haben.
Link zum Dokument der 5 Landeskirchen
Weitere verabschiedete Statements
Unity Statement of the WCC 11th Assembly
The Living Planet: Seeking a Just and Sustainable Global Community
The Things That Make For Peace: Moving the World to Reconciliation and Unity
Weitere Statements zur Überwindung von Rassismus, Xenophobie und Diskriminierung sowie zur Versöhnung mit den indigenen Völkern wurden verabschiedet und werden in den kommenden Tagen veröffentlicht.
Weitere Protokollnotizen der Vollversammlung
Minute on Syria-Aramaic genocide “SAYFO”
Minute on consequences of the 2020 Nagorno-Karabakh war
Minute on ending the war and building peace on the Korean Peninsula
Minute on the situation in West Papua
Detlev Knoche Leiter Zentrum Oekumene