Begegnung und Vorbereitung
Bereits am Vorabend traf die Delegation der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) in Warschau ein. Sie bestand aus Kirchenpräsidentin Prof. Dr. Christiane Tietz, Oberkirchenrätin Christina Schnepel, Leiterin des Zentrum Oekumene und Ökumenereferentin der EKHN, sowie Kathrin Mantey, Referentin für die Partnerkirchen in Europa und USA am Zentrum Oekumene. Nach einem Stadtrundgang und einem Besuch im Lutherischen Zentrum kam es zu einem ersten Austausch mit Bischof Jerzy Samiec. In einem Gespräch mit dem Journalisten Dr. Dariusz Bruncz, der später auch die Diskussion am Konferenztag moderierte, beschrieb Kirchenpräsidentin Tietz die Bedeutung der Ostdenkschrift für den heutigen Dialog.
Konferenz im Sejm
Am Samstag, den 4. Oktober, fand die zentrale Gedenk- und Zukunftskonferenz im polnischen Parlament statt. Rund 90 geladene Gäste aus Kirche, Politik und Zivilgesellschaft waren anwesend. Nach Grußworten von Bischof Jerzy Samiec, von der Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischöfin Kirsten Fehrs, von Sejm-Vizepräsident Piotr Zgorzelski und von Bundestagsvizepräsident Bodo Ramelow standen zwei Diskussionsrunden im Mittelpunkt:
- Die Rolle der Kirchen im Versöhnungsprozess
An dieser Gesprächsrunde nahmen Bischof Prof. Marcin Hintz von der Christlichen Theologischen Akademie in Warschau und Kirchenpräsidentin Christiane Tietz teil. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie Kirchen in einer zunehmend säkularen Gesellschaft zugleich Räume des Zuhörens eröffnen und klare Stellung für Demokratie und Menschenrechte beziehen können. - Internationale Politik auf der Grundlage von Werten
Diskutiert wurde mit Prof. Krzysztof Miszczak von der Wirtschaftshochschule Warschau, dem Historiker Prof. Andrzej Friszke von der Polnischen Akademie der Wissenschaften und Cornelia Pieper von der Stiftung für Deutsch-Polnische Zusammenarbeit. Im Zentrum stand die Frage, welche Rolle Werteorientierung in Zeiten von Krieg, Extremismus und Populismus spielen kann.
Historische Verantwortung und aktuelle Fragen
Immer wieder wurde in den Redebeiträgen deutlich: Die Ostdenkschrift bleibt ein Meilenstein auf dem Weg zur deutsch-polnischen Versöhnung. Sie zeigt, dass mutige Schritte der Verständigung auch in schwierigen Zeiten möglich sind und Orientierung für Gegenwartsfragen wie Krieg, Frieden, Migration oder die Gefahr religiös motivierten Nationalismus geben können.
Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau erinnerte dabei auch an ihre langjährigen Partnerschaften mit polnischen Kirchen, die bereits durch Martin Niemöller in den 1950er Jahren angestoßen wurden. Gemeinsame Projekte wie Bildungsreisen, Freiwilligendienste oder die Arbeit des Vereins „Zeichen der Hoffnung – Znaki Nadziei e.V.“ sind konkrete Ausdrucksformen dieser lebendigen Beziehung.
Geistliche Akzente
Neben den Debatten gehörten auch geistliche Impulse zum Programm: eine Andacht mit Bischof Christoph Stäblein von der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, die Unterzeichnung einer neuen Partnerschaftsvereinbarung zwischen seiner Kirche und der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen, ein Konzert des Kammerchors der Berliner Domkantorei sowie ein polnisch-deutscher Gottesdienst mit Predigt von Bischof Jerzy Samiec.







