Zur Eröffnung der Fairen Woche am 10. September feiern Brot für die Welt und MISEREOR gemeinsam mit Engagierten und Fair-Handelsinitiativen aus dem Globalen Süden dieses Jubiläum. Rund 50.000 Menschen sorgen heute in Deutschland in Weltläden, Kirchengemeinden, Jugendverbänden und Schulen dafür, dass Kaffee, Tee, Gewürze und viele andere Produkte zu einem Preis verkauft werden, der den Produzentinnen und Produzenten ein Leben in Würde ermöglicht.
Stetig steigende Kundenzahl
Der Einsatz für einen gerechten Preis setzte eine außergewöhnliche Erfolgsgeschichte in Gang: Inzwischen führt jeder Supermarkt Waren aus fairem Handel, und die Zahl der Kundinnen und Kunden, die mit ihrem Einkauf auch die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen am Anfang der Lieferketten verbessern möchten, nimmt stetig zu. Heute werden in Deutschland 1,85 Milliarden Euro mit fair gehandelten Produkten umgesetzt. Trotzdem sind weiterhin politische Schritte notwendig, um die wirtschaftliche Position der Produzentinnen und Produzenten im Globalen Süden zu stärken.
Globaler Handel muss gerechter werden
Die beiden kirchlichen Hilfswerke appellieren an die politischen Entscheidungsträgerinnen und -träger, dass die Bedingungen des Fairen Handels Standard für den globalen Handelsverkehr werden. „Wenn wir Hunger, Armut und Ungerechtigkeit überwinden wollen, muss der globale Handel insgesamt gerechter und fair werden. Unser Konsum darf nicht weiterhin auf dem Rücken der Menschen am Anfang globaler Wertschöpfungsketten erwirtschaftet werden“, sagt die Präsidentin von Brot für die Welt, Cornelia Füllkrug-Weitzel. „Dazu brauchen wir Handelsverträge, die Menschenrechte und Umweltstandards berücksichtigen und ein Lieferkettengesetz, das Unternehmen bei fahrlässiger Nichteinhaltung ihrer Sorgfaltspflichten in die Verantwortung nimmt. Der Faire Handel zeigt, dass dies möglich ist.“
Fairer Handel hat sich während Corona bewährt
Brot für die Welt und MISEREOR unterstützen seit 50 Jahren Partnerorganisationen im Globalen Süden beim Fairen Handel. Gerade während der Corona-Pandemie hat sich der Faire Handel bewährt. Wenn Produzentinnen und Produzenten mit einem festen Preis rechnen und sich darauf verlassen können, dass die Ernte bei Bedarf vorfinanziert wird, sichert der Faire Handel Kleinbäuerinnen und Kleinbauern auch in Krisenzeiten die Existenz.
Stephan Burger, Erzbischof von Freiburg und MISEREOR-Bischof, sagt: „Gerade beim Kaffee zeigt sich, dass Fairer Handel ein erfolgreiches Modell für alle Beteiligten ist. Strukturen im Kaffeeanbau, die noch aus der Kolonialzeit stammen und Menschen in Armut halten, können überwunden werden.“ Zugleich beklagt er die niedrigen Weltmarktpreise der letzten drei Jahre, während sich die Renditen der wenigen großen Kaffeeröster auf einem historischen Höhepunkt befinden. „Wir setzen uns dafür ein, dass Bäuerinnen und Bauern für ihre Arbeit gerecht bezahlt werden. Dazu gehört die Anerkennung der wirklichen Kosten, die etwa im Kaffee stecken: die schonende Behandlung des Bodens durch einen nachhaltigen Anbau und der Erhalt der Biodiversität.“
Fairer Handel ist ökumenisches Projekt
Brot für die Welt und Misereor betonen auch die besondere Bedeutung des Fairen Handels für die Kirchen in Deutschland. „Der Einsatz für den Fairen Handel war und ist ein ökumenisches Projekt“, sagt Füllkrug-Weitzel. Die Zusammenarbeit für globale Gerechtigkeit an der kirchlichen Basis wurde schon früh zu einer Selbstverständlichkeit, und der Faire Handel hat auch in Deutschland viel bewirkt. Er ist ein Eckpfeiler für das Globale Lernen von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen geworden. „Wir alle müssen global denken und lokal handeln“, zitiert der MISEREOR-Bischof einen Leitspruch der Bewegung.